Eine alte Hanna Schygulla mit grauen Haaren blickt in die Kamera.
Lola24

Hanna Schygulla erhält den Ehrenpreis

Die Schauspielerin Hanna Schygulla wird am 3. Mai bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises mit dem Ehrenpreis für herausragende Verdienste um den Deutschen Film ausgezeichnet.
Das Erste überträgt die Verleihung am gleichen Abend um 19:30 live in der Mediathek und um 22:20 Uhr im linearen Fernsehen.

Hanna Schygulla ist eine Institution des deutschen wie auch des europäischen Kinos. Durch ihre langjährige Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder schrieb sie sich selbst in die Filmgeschichte ein. Sie avancierte zur Ikone des deutschen Autorenkinos mit internationaler Strahlkraft. Ihre uneingeschränkte Spielfreude macht ihre Präsenz auf der Leinwand einzigartig. Ob tagträumend, verführend oder melancholisch-zerbrechlich – jede einzelne ihrer Rollen umgibt eine besondere Aura. Hanna Schygulla ist eine der ungewöhnlichsten deutschen Schauspielerinnen, vor deren beeindruckender Karriere wir uns verneigen.

Alexandra Maria Lara , Präsident:in der Deutschen Filmakademie & Vorsitzende der diesjährigen Ehrenpreisjury

Zur Person der Ehrenpreisträgerin 2024 Hanna Schygulla, ausgezeichnet für herausragende Verdienste um den Deutschen Film

Die 1943 geborene, vielfach preisgekrönte Ausnahmekünstlerin war bereits in mehr als 100 Film- und Fernsehrollen zu sehen und hat das deutsche und europäische Kino maßgeblich mitgeprägt.

Nach dem Schulabschluss und einem Au-pair Jahr in Paris, studierte Hanna Schygulla ab 1964 Germanistik und Romanistik in München und nahm begleitend Schauspielunterricht. Mit Rainer Werner Fassbinder arbeitete sie zunächst am Theater, bevor sie in KATZELMACHER (1969) das erste Mal für ihn vor der Kamera stand. Die Zusammenarbeit mit Fassbinder hielt bis zu seinem Tod 1982 an. Filme wie DIE EHE DER MARIA BRAUN (1978) oder LILI MARLEEN (1981) schrieben Kinogeschichte und brachten der Schauspielerin auch internationale Bekanntheit ein. Für ihre Rolle in Marco Ferreris DIE GESCHICHTE DER PIERA (1983) erhielt Hanna Schygulla den Darstellerpreis der Internationalen Filmfestspiele von Cannes. Weitere herausragende Rollen spielte sie in Volker Schlöndorffs BAAL (1970), Wim Wenders FALSCHE BEWEGUNG (1975), Jean-Luc Godards PASSION (1982), Margarethe von Trottas HELLER WAHN (1983).
Auch die junge deutsche Filmgeneration der 2000er Jahre suchte die Zusammenarbeit mit ihr, so spielte sie herausragende Rollen in Till Franzens Spielfilmdebut DIE BLAUE GRENZE (2005), Hans Steinbichlers WINTERREISE (2006) und Fatih Akins AUF DER ANDEREN SEITE (2007).

In den darauffolgenden Jahren war sie unter anderem in Aleksandr Sokurovs FAUST (2011), Sam Garbarskis VIJAY UND ICH (2013) oder François Ozons ALLES IST GUTGEGANGEN (2021) und PETER VON KANT (2022) zu sehen, Ozons Neufassung von Rainer Werner Fassbinders DIE BITTEREN TRÄNEN DER PETRA VON KANT, in dem Hanna Schygulla bereits 1972 in einer Hauptrolle zu sehen war.

Aktuell ist Hanna Schygulla in dem vielfach ausgezeichneten Spielfilm POOR THINGS (2023) von Giorgos Lanthimos auf der Kinoleinwand zu sehen und hat auf der Hallig Hooge den Spielfilm YUNAN des in Hamburg lebenden, in der Ukraine geborenen und auf den Golanhöhen aufgewachsenen Regisseurs Ameer Fakher Eldin abgedreht.

Auch als Chansonsängerin bekräftigt sie ihren Ruf als Ausnahmekünstlerin. Durch eine Anfrage des deutsch-französischen Fernsehsenders „arte“ kam Hanna Schygulla zur Musik, in deren Folge sie Liederabende in Theatern gab und Chansons nach Kompositionen des französischen Film- und Theaterkomponisten Jean-Mane Sénia sang.

Seit 1978 dreht Hanna Schygulla zudem Kurzfilme mit einer kleinen Videokamera. TRAUMPROTOKOLLE (1978/79) hießen ihre ersten Kurzfilmarbeiten, in denen sie ihre eigenen Träume protokollierte und die in zwei Einzelausstellungen im New Yorker Museum of Modern Art sowie der Berliner Akademie der Künste gezeigt wurden. 2010 präsentierte sie als Regisseurin ihre Kurzfilme HANNA HANNAH, MOI ET MON DOUBLE und ihren Dokumentarfilm über die kubanische Komödiantin ALICIA BUSTAMANTE bei der Berlinale.

Als 2015 die Fluchtbewegung von rund zwei Millionen Menschen Europa erreichte, warb die Künstlerin für Integrationsbereitschaft und Mitmenschlichkeit und forderte an der Seite weiterer Filmschaffender vor dem EU-Parlament eine unbürokratische Flüchtlingspolitik.
Auch künstlerisch setzte sie sich immer wieder mit dem Thema „Flucht“ auseinander und porträtierte in ihrem Film DIE UNBEGLEITETEN (2017) in Berlin lebende Jugendliche mit Fluchterfahrung, mit denen sie zum Teil auch heute noch im Kontakt steht und derzeit auch einen weiteren Film dreht.

Hanna Schygulla gehört zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Filmakademie und wurde für ihr filmisches Schaffen bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter mehrfach mit dem Deutschen Filmpreis, dem Darstellerpreis des Filmfestivals von Cannes, dem Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland, dem Bayerischen Verdienstorden, dem Ehrenpreis des Deutschen Schauspielpreises und dem Goldenen Ehrenbären der Berlinale für ihr Lebenswerk.

Die Ehrenpreisjury

Wir danken den Mitgliedern der Ehrenpreisjury unter dem Vorsitz der Akademie-Präsidentin Alexandra Maria Lara, Wolfgang Becker, Pierre Sanoussi-Bliss, Lisy Christl, Katja Eichinger, Peter Hartwig, Nina Haun, Timm Oberwelland und Laila Stieler.